Fertigteilhaus oder Massivhaus – was ist teurer?

In diesem Blogbeitrag möchte ich mich einem Thema widmen, worauf ich in Bauberatungsgesprächen mit Kund:innen regelmäßig angesprochen werde und worum viele Mythen existieren. Es handelt sich dabei um die Frage, ob ein Fertigteilhaus teurer als ein Massivhaus ist. Wie Sie vielleicht schon vermuten, lässt sich diese Frage, wie so viele andere auch, nicht so pauschal beantworten. Ich werde Ihnen nachfolgend aber erklären, warum das so ist und worauf Sie als Baufamilie bei Baugesprächen, Angeboten etc. achten sollten, um die Preisdifferenzen zu identifizieren bzw. zu verstehen. Dazu müssen wir vorweg einen Blick auf die größten Unterschiede der beiden Häuserarten werfen.

Jeder, der plant ein Haus zu bauen, stellt sich früher oder später die Frage, ob das Familienhaus ein Fertigteilhaus oder doch lieber ein Massivhaus werden soll. Vorausgesetzt, Sie sind offen für diese Fragen, werden Sie bemerken, dass die Vorurteile gegenüber Fertigteilhäuser sich zwar hartnäckig halten, aber in der heutigen Zeit doch nicht mehr ganz so aktuell sind. Daher möchten wir für Ihre Transparenz in diesem Blogbeitrag auch mit einigen Annahmen aufräumen.

Keine Zeit den ganzen Artikel zu lesen? Kein Problem, hier nochmal die wichtigsten Learnings, die ich Ihnen mitgeben möchte:

Annahme #1

Massiv bedeutet stabiler, stabiler bedeutet teurer

Der wohl am häufigsten genannte Mythos ist, dass ein Massivhaus viel stabiler als ein Fertigteilhaus und dementsprechend auch teurer ist. Hier muss ich oft Aufklärungsarbeit in meinem Alltag als Bauberater leisten, denn so stimmt die Aussage nicht ganz.

Klar, Ziegel sind im Vergleich zu anderen Baustoffen, wie beispielsweise das bei Fertigteilhäusern verwendete Holz, fester in seiner Substanz, dennoch bedeutet dies nicht automatisch, dass das Gebäude dadurch stabiler gebaut wurde. Eine Thematik, die dabei viel mehr Einfluss hat und diverse Herausforderungen erfüllen muss, ist die Statik.

Im Vergleich zu Massivhäusern bestehen Fertigteilhäuser aus einzelnen, vorgefertigten Teilen, die auch Module genannt werden, welche unter strengen Kontrollen angefertigt werden. Allerdings müssen auch diese, wie die Ziegel beim Massivhausbau, diverse Voraussetzungen erfüllen und strenge Kontrollen bestehen. Dabei wird beispielsweise getestet, wie die Stabilität des Hauses bei diversen Umwelteinflüssen, Wind, Überschwemmungen, und anderes, abschneidet. Also müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Ihr Fertigteilhaus beim nächsten Sturm plötzlich wo anders steht.

Die Kosten für diese statischen Überprüfungen kommen somit bei beiden Häuserarten zu tragen, sind jedoch in der Preisgestaltung wo anders zu finden. Während Anbieter von Fertigteilhäuser die Kosten dieser Statik-Überprüfungen bereits in Ihrem Angebot inkludieren, werden beim Massivbau externe Berater beauftragt, die angebotsunabhängige Kosten verrechnen. Dieser Unterschied begründet sich darin, dass Fertigteilhaus-Anbieter die erwähnten, vorgefertigten Module aus einer Hand in ihren Fertigungshallen produzieren, wie es beispielsweise beim Unternehmen Elk Standard ist. Auf Grund dieses ganzheitlichen Fertigungsprozesses ist es den Fertigteilhaus-Anbietern auch möglich, vor Ort alle erforderlichen Überprüfungen, wie die statischen Kontrollen, vorzunehmen.

Sie sehen, Kosten und Stabilität sind somit keine Faktoren, die beim Fertigteil- und Massivhaus pauschal billiger oder besser sein können. Allerdings möchte ich Ihnen aufzeigen, dass Sie die Kosten und Stabilität in Ihrer Kostenplanung bzw. bei den Preisvergleichen genau unter die Lupe nehmen sollten. Achten Sie deshalb darauf, ob Statik-Kosten beispielsweise bereits in Ihrer Kostenaufstellung enthalten sind oder ob Sie noch einen externen Statiker beauftragen müssen.

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Annahme #2

Mehrkosten für individuelle Wünsche bei Fertighäusern

„Herr Gössler, ein Fertigteilhaus ist nur günstig, wenn ich das Kataloghaus ohne Änderungen übernehmen.“ – Nicht nur einmal habe ich diese Aussage von Interessent:innen gehört. Umso mehr sind meine Kund:innen dann immer wieder überrascht, dass dem nicht der Fall ist. Natürlich gibt es gewisse Grenzen, welche man im Bereich des Fertigteilbaus berücksichtigen muss – doch ein Dachpool wird auch bei einem Massivbau klarerweise nicht billig, geschweige denn leicht umzusetzen sein.

Früher mag die Aussage über zusätzliche Kosten bei Änderungen noch gestimmt haben, allerdings hat sich die Fertigteilbranche über die Jahre stark weiterentwickelt, um sich den Wünschen der Kunden anzupassen. Der Mythos mit den Mehrkosten hält sich aber leider noch immer. Daher möchte ich nun damit aufräumen.

Heutzutage kaufen Sie bei einem Kataloghaus kein „ganzes Haus“ mehr, viel mehr setzt sich ein Fertigteilhaus nun aus fertigen Modulen zusammen, wie Sie bereits im ersten Punkt dieses Beitrags lesen konnten. Diese Module bieten die großartige Möglichkeit, dass Sie einzelne Module eines Kataloghauses durch andere tauschen können: Sie möchten zum Beispiel eine Speisekammer bei Ihrer Küche? Kein Problem. Soll es ein Badezimmer und ein separates WC geben – auch hier finden wir Lösungen. Ihnen gefällt das Wohnzimmer eines andere Kataloghauses – dann passen wir die Module entsprechend an. Sie sehen, das Bauen mit Fertigteilhaus-Modulen bietet einen großen Spielraum, wie Sie Ihr Traumhaus anpassen können. Als unabhängiger Bauberater stehe ich Ihnen hier zur Seite und begleite Sie beim Planungsprozess.

In diesem Zusammenhang möchte ich allerdings auf einen wichtigen Punkt hinweisen, dass es sich bei sehr außergewöhnlichen und/oder auch vielen Änderungen ein Kataloghaus in dieser Art nicht mehr rentiert. Hier ist es die Aufgabe Ihres Bauberaters Sie darauf hinzuweisen.

Somit kann der Mythos, dass Änderungswünsche zu Mehrkosten bei Katalog-Fertighäusern führen, heutzutage in vielen Punkten widerlegt werden. Nichtsdestotrotz sollten Sie beim Bau eines Hauses immer bedenken, dass umso außergewöhnlicher Ihre Wünsche und Vorstellungen (Infinity-Pool, versteckter Weinkeller etc.) von gängigen Hausprojekten abweichen, immer zu zusätzlichen Kosten führen werden – egal, ob Massivbau oder Fertigteilhaus.

Fertig-Familienhaus wird von Zenker aufgebaut

TIPP #1

Versteckte Kosten bei Angeboten

Eine Kernaussage, welche ich gerne in meinen Gesprächen mit angehenden Hausbesitzer:innen äußere, ist, dass ein Fertigteilhaus immer fertig gedacht ist. Mit dieser Aussage weise ich immer auf zwei Vorteile beim Hausbau mit Fertigteilen hin:

Erstens beinhalten Angebote von Fertigteilhäuser meist ein schlüsselfertiges Haus, sodass Sie dieses nur noch mit Möbeln und Deko nach Ihrem Geschmack einrichten müssen. Die Definition von „schlüsselfertig“ ist allerdings immer individuell mit Ihrer ausgewählten Baufirma abzuklären, da Unternehmen sich hier unterscheiden.

Im Speziellen zeige ich mit dieser Aussage allerdings auf, dass Sie bei Fertigteilhäusern ein fertiges Haus haben und die Gesamtsumme unter dem Angebot auch als solches betrachtet werden kann. Dies ist wichtig, um die Frage „Ist ein Fertighaus teurer als ein Massivhaus“ zu beantworten. Wie bereits vorab beschrieben, werden Fertigteilhäuser im Rahmen eines ganzheitlichen Fertigungsprozesses In-Haus erstellt, wobei alle relevanten Kosten bereits bei Angebotserstellung berücksichtigt werden. Ihr Bauberater kann Ihnen somit EIN Angebot unterbreiten, indem alle Kosten transparent gelistet sind.

Anders ist dies bei Angeboten für den Bau eines Massivhauses, denn hier arbeiten Sie in der Regel mit einem Baumeister zusammen, dieser wiederum mit verschiedenen Subfirmen für die Fertigstellung. Dadurch erhalten Sie mehrere Angebote von verschiedenen Anbietern für unterschiedliche Bauphasen. So könne Sie zum Beispiel ein separates Angebot für Fenster und Türen erhalten.

Auf Grund meiner Erfahrung bei der Angebotslegung gebe ich Ihnen daher den Tipp, bei Angeboten stets den tatsächlichen Leistungsumfang zu vergleichen.

TIPP #2

Warum auch Kosten nach der Fertigstellung eine Rolle spielen

Ein wichtiger Punkt, der oft vergessen wird, sind die Kosten nach der Fertigstellung des Hauses. Im Rahmen der Bauplanung müssen Sie viele Entscheidungen bedenken und treffen. Da ist es natürlich, dass man schnell nur an das Licht am Ende des Tunnels denkt, denn dort steht ein fertiges Haus. Allerdings ist es aus Kostengründen auch wichtig, an die Zeit nach der Fertigstellung zu denken – wie sieht es beispielsweise mit dem Energieausweis und den damit verbundenen Energiekosten aus?

Der Energieausweis kann mit einem Zeugnis an Energieeffizienz verglichen werden. Besonders in Zeiten wie diesen, wo die Energiekosten sehr hoch sind, spart man hier bei jeder Kilowattstunde (kwH). Dies zeigt wiederum, warum auch die Kosten nach Fertigstellung eine Rolle spielen. Massivhäuser werden meist mit Ziegel gebaut und anschließend stark gedämmt, um so eine gute Energieeffizienz zu erhalten. Bei Fertigteilhäusern hingegen wird die starke Dämmung bereits im Wandaufbau verbaut und es werden durch das Anfertigungsverfahren meist bessere Werte im Bereich der Wanddämmung erzielt. Somit zeigt sich einer der größten Vorteile eines Fertigteilhauses – die großartige Energieeffizienz. Ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt, welcher sich durch das Verfahren ergibt, ist, dass bei gleichem U-Wert 0,13 mehr Wohnfläche gewonnen werden kann. Beispielsweise wären das bei einer Gesamtfläche von 160 m² zirka 13 m².

Vergleichen Sie daher auch hier stets die Preise und berücksichtigen dabei den langfristigen Energieverbrauch, um Ihr Haus kostengünstig zu heizen.

Sie sehen, es ist nicht leicht die Frage, ob ein Fertigteilhaus teurer als ein Massivhaus ist, zu beantworten. Generell müssen hier viele Faktoren verglichen und berücksichtigt werden. Passt das Fertigteilhaus aus dem Katalog weitgehend mit Ihren Vorstellungen überein? Dann können Sie hier eine Menge Geld gegenüber einem Massivhaus sparen – ganz zu schweigen von der raschen Baugeschwindigkeit. Sollten Sie jedoch konstruktiv sehr aufwendige Wünsche haben, dann ist voraussichtlich ein Massivhaus die Bauart Ihrer Wahl, wird aber dennoch zu hohen Kosten führen.

Wichtig ist vor allem, dass Sie stets die tatsächlichen Leistungen bei Preisvergleichen gegenüberstellen und dabei auch die Energiekosten nach der Fertigstellung des Hauses bedenken.

Sollten Sie sich unsicher sein, dann wenden Sie sich doch einfach an einen unabhängigen Bauberater Ihres Vertrauens. Dieser berät Sie in all diesen Belangen und hilft Ihnen dabei, bares Geld zu sparen.

Beratungsgespräch mit Georg Gössler

Auf den Punkt gebracht – die Zusammenfassung

Keine Zeit den ganzen Artikel zu lesen? Kein Problem, hier nochmal die wichtigsten Learnings, die ich Ihnen mitgeben möchte:

  • Ein Massivhaus ist nicht unbedingt stabiler und dadurch teurer. Wichtig ist hier, Statik und die damit verbundenen Kosten im Auge zu behalten. Fertighäuser erhalten Ihre Stabilität durch Ihren ganzheitlichen Fertigungsprozess mit einzelnen Modulen, die bereits beim Bau statisch überprüft werden. Massivhäuser hingegen sind durch Ihr Baumaterial bereits sehr stabil, müssen aber durch einen externen Statiker (= zusätzliche Kosten) überprüft werden.
  • Meist werden Änderungswünsche bei Fertigteilhäuser direkt mit Mehrkosten gleichgesetzt, allerdings ist dies auf Grund der modularen Bauweise oft nicht der Fall. Ausgenommen sind klarerweise extravagante Vorstellungen, diese sind aber auch beim Ziegelbau mit zusätzlichen Kosten verbunden.
  • Beachten Sie bei einem Kostenvergleich zwischen Fertigteilbau und Massivbau immer die Ganzheitlichkeit. Ein Fertigteilhaus ist immer fertig gedacht, wohingegen ein Massivbau von vielen einzelnen Subfirmen gebaut wird.
  • Behalten Sie nicht nur die Baukosten im Blick, sondern denken Sie einen Schritt weiter – wie energieeffizient ist mein Haus nach Fertigstellung. So kann ein Fertigteilhaus beispielsweise teuer als ein Massivhaus sein, langfristig sparen Sie aufgrund des guten Energieausweises allerdings Energiekosten.
  • Ziehen Sie einen unabhängigen Bauberater zu Rate, sollten Sie sich unsicher sein. Die zusätzlichen Kosten werden Sie langfristig durch gute Entscheidungen wieder einholen können.
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